Frauen Region Ehrenamt

Mit dem Pilotprojekt im Bezirk Murau geht das Steirische Volksbildungswerk neue Wege. 2022 erheben wir gemeinsam mit Partner*innen in der Region, wie ein Engagement im Verein die Gleichstellung fördern kann.

Das Projekt wurde am 4.12.2023 mit dem Staatspreis Ehrenamt ausgezeichnet.

Hanns Koren, Villa, Panther

Fehlen die Frauen, fehlen die Familien,
stirbt die Region ...

Corona hat die (steirische) Vereinslandschaft maßgeblich verändert. Vielerorts stellt sich nun die Frage, wie es weitergehen kann. Das Steirische Volksbildungswerk beschreitet mit einer Pilotinitiative im Bezirk Murau neue Wege und stellt die Frage danach, wie ein Engagement im Verein auch die Gleichstellung fördern könnte.

Seit 1956 holt das Steirische Volksbildungswerk mit seinen Initiativen Menschen vor den Vorhang, die das gesellschaftliche Leben in der Steiermark maßgeblich prägen. Doch wer sind diese Menschen, die auch in Zukunft, nach Corona, das Vereinsleben gestalten werden? Wie könnten wir dem vielzitierten „Vereinssterben“ entgegengenwirken? Und welchen Einfluss haben die Veränderungen in der Gesellschaft, die nun auch die Vereine erreicht haben? Diese und viele weitere Fragen stehen am Anfang einer breit angelegten Studie, die Menschen im Bezirk Murau ermutigen soll, das Vereinsleben aktiv mitzugestalten. Das Ziel: neue Impulse für die Vereinskultur durch Diversität.

Den zentralen Ausgangspunkt des Pilotprojekts bildet die neun strategische Themenfelder umfassende Gleichstellungsstrategie des Landes Steiermark. Besonders im Blick steht dabei die Vision, wonach alle Menschen in der Region unabhängig von ihrem Geschlecht Rahmenbedingungen vorfinden, die ein selbstbestimmtes Leben und die Gestaltung von Erwerbsarbeit und Sorgearbeit in der Region ermöglichen. Kurz gesagt: „Fehlen die Perspektiven für junge Frauen, dann wandern sie ab. Fehlen die Frauen, fehlen die Familien, stirbt die Region …“ So auf den Punkt gebracht, gilt es also, zum einen dezentrale Strukturen zu stärken und die steirischen Regionen hinsichtlich ihrer Attraktivität in den Bereichen Bildung, Arbeit, Freizeit, Familie, Vereinbarkeit, Wohnraum, Mobilität und Infrastruktur zu erhöhen und zum anderen Frauen auch zu ermutigen, sich kommunalpolitisch zu engagieren. Dass ein vitales Vereinsleben in der Region Murau in viele dieser Bereiche hineinreicht, zeigen die murauerInnen aktuell in der Broschüre „Wachsen lassen. Politik, Bildung, Blasmusik, Frauen, Murau“. (Die Broschüre kann unter info@murau.life  gegen eine freiwillige Spende von 5 € für Porto/Versand angefordert werden.)

Die Bildungsarbeit des Steirischen Volksbildungswerk und seiner Partner*innen in der Region, besonders die murauerInnen und das Regionalmanagement Murau Murtal, basiert auf dem Modell der Community Education, was so viel heißt, dass das Projektteam „bottom up“ arbeitet, indem es in einem ersten Schritt die besonderen Bedürfnisse der Menschen in der Region erhebt, wobei regionale Spezifika ebenso herausgearbeitet werden sollen. Auf Basis der quantitativen und qualitativen Erhebung werden Hypothesen gebildet, die in zwei World Cafés in der Region diskutiert und weiterentwickelt werden.

Durch das Entwickeln innovativer Handlungsoptionen wird ehrenamtliches Engagement gestärkt und nachhaltig verankert. Die Struktur des Vereins könnte etwa einen „geschützten Raum“ zum Ausprobieren erster Führungserfahrungen bieten. Denn: Gelernte und praktizierte Handlungsmuster stehen gerade im Zuge der Coronapandemie massiv am Prüfstand. Aber daraus entsteht ein gleichberechtigter Raum, in dem sich alle Menschen mit ihren individuellen Kompetenzen in einer (neuen) Gesellschaft wiederfinden. Gleichzeitig unterstützt das Projekt die tragende Rolle des (gemeinwesenorientierten) Ehrenamts und die Transformation unseres Zusammenlebens.

Abgeleitet aus den vorangegangenen Erfahrungen werden in einer Workshop-Reihe (Geschlechter-)Rollen im Verein sichtbar gemacht und neue Handlungsräume erarbeitet: vom Argumentationstraining bis zur Anwendung partizipativer Entscheidungsverfahren.

Veranstaltungen

22. September 2022, 20:15 bis ca. 22 Uhr

Online-Gespräch: „Vorne stehen und reden!“

… für die einen Alltag, für die anderen Alptraum und für viele irgendwas dazwischen.

Wie überwindet frau den inneren Schweinhund, stellt sich nach vorne und sagt, was zu sagen ist? Was hemmt uns und was macht uns mutig? Wie fällt der Schritt nach vorne leichter? Drei Frauen aus dem Bezirk Murau, die wegen Beruf, Ehrenamt oder einfach, weil sie es wollen, immer wieder vorne stehen und reden, erzählen von ihren Erfahrungen. 

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6. Oktober 2022, 19 bis ca. 21 Uhr

Online-Workshop: „Vorne stehen und z’ruck reden!“

… damit dir die besten Antworten das nächste Mal sofort einfallen!

Frau wagt sich auf die Bühne – und jetzt? Raumschafferin und New Work Coach Manuela Grundner zeigt, wie frau diese Barriere überwinden kann. Wir probieren an diesem Abend Schlagfertigkeits-Training mit einem spielerischen Tool aus, das es frau leicht macht, den Schritt auf die Bühne zu machen. Wir probieren Powerpoint-Karaoke aus. Bei diesem Spiel erhalten die Spielenden eine zufällige und unbekannte Präsentation. Nach fünf Minuten Vorbereitungszeit gilt es, in einer kurzen Präsentation die Zuschauenden mit einem zu den Folien passenden Vortrag zu begeistern.

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13. Oktober 2022, 20.15 bis ca. 22 Uhr

Online-Gespräch: „VEREINen … Familie, Beruf, Ehrenamt“

Frauen VEREINen ja vieles.

Beruf, Familie und Ehrenamt zum Beispiel. Manches davon freiwillig, anderes eher nicht so. Wie das funktioniert, welche Faktoren motivieren, was einen bremst und wann die VEREINbarkeit an ihre Grenzen stößt, besprechen wir mit drei großartigen, motivierten und engagierten Frauen bei unserer nächsten Onlineveranstaltung.

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3. November 2022, 19 bis ca. 21 Uhr

Online-Workshop: „VerNEINEN – NEIN SAGEN leicht gemacht!“

NEIN! Ein kleines Wort mit großer Wirkung. „Nein“ ist eine Grenze und definiert den eigenen Freiraum, den Raum für sich, für die eigene Erholung, den Ort an dem frau Kraft schöpft für weitere Aufgaben. Lebensnotwendig in Wirklichkeit, trotzdem fällt es oft nicht leicht, dieses kleine Wort auch auszusprechen, wenn dringende Aufgaben und unausgesprochene Erwartungen im Raum stehen.

Mit dem Canvas zum NEIN SAGEN hat Manuela Grundner ein Tool entwickelt, das schwierige Aufgaben identifiziert. Antreiber, die motivieren, werden ebenso sichtbar gemacht, wie Personen, bei denen es schwerfällt, nein zu sagen. Wir schärfen so gleichzeitig die Rahmenbedingungen (Bedenkzeit nutzen, Konsequenzen analysieren, Motive hinterfragen) und setzen konkrete Aktionen (Tipps zum Nein sagen).

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Die Broschüre VEREINen

Die Broschüre
VEREINen -Wie Frauen das Ehrenamt gestalten

„Frauen haben keine Zeit für ein Engagement im Verein – die haben ja die Kinder!“ Ein Argument, das wir in Gesprächen oft gehört haben und das wir mit dem Projekt Frauen Region Ehrenamt nicht so stehen lassen wollen. Denn die Rolle von Frauen im Ehrenamt ist so vielfältig wie das Leben selbst. Wir finden Frauen als innovative Obfrauen genauso wie als engagierte Funktionärinnen, als Mitglieder, aber auch als Unterstützerinnen im Hintergrund, wenn sie Mehlspeisen backen oder das Musigwand bügeln. Dieses Engagement ist nicht hoch genug einzuschätzen, denn rund 38% der ehrenamtlichen Frauen betreuen auch Kinder oder pflegen nahe Angehörige.

Das zeigt: Wir brauchen echte Gleichstellung, die Frauen Teilhabe an der Gesellschaft ermöglicht, denn das Ehrenamt ist  lebensbegleitend, wie das Projekt eindrucksvoll darstellt. Rund 48% der befragten Vereinsmitglieder engagieren sich seit mehr als 15 Jahren für »ihren« Verein. Sie wenden dafür bis zu 20 Stunden pro Monat auf. Dabei sind fast 75% der Ehrenamtlichen berufstätig. Überraschend ist auch, dass rund 21% der Mitglieder aus Eigeninitiative zum Verein gekommen sind. Hier bei der Mitgliederakquise hinzuschauen, sowohl für Vereine als auch für Gemeinden, lohnt sich also allemal.

Die Studie »Wieviel Ehre steckt im Amt« haben wir zwischen 1. März und 29. April 2022 mit einem Online-Fragebogen im Bezirk Murau mit dem Tool WP-Forms durchgeführt. Vor der Aussendung fand ein Pretest mit 15 Personen statt. Ausgesandt wurde der Fragebogen an 14 Bürgermeister*innen und 251 Vereine im Bezirk Murau sowie über Facebook. Die MurauerInnen haben die Umfrage via Newsletter verschickt. Die Stichprobe umfasst 156 ehrenamtlich engagierte Menschen im Bezirk Murau, davon 87 (55,8%) weibliche und 68 (43,6%) männliche Personen, eine Person hat keine Angabe gemacht (0,6%). Die Datenauswertung erfolgte mit SPSS.
Ergänzend haben wir die Daten im Zentralen Vereinsregister (ZVR) aus einer Genderperspektive analysiert: Führungspositionen sind zu 66,6% mit Männern besetzt,
zu 33,3% mit Frauen und zu 0,1% doppelt. Auffallend ist, dass Frauen vor allem als Expertinnen (-Stellvertreterinnen), Schriftführerinnen, Rechnungsprüferinnen und
Kassierinnen (-Stellvertreterinnen) in Erscheinung treten. Als Obfrauen sind sie mit 17,5% derzeit noch unterrepräsentiert.

Das Projekt fand mit freundlicher Unterstützung durch das Land Steiermark statt. Kooperationspartner*innen waren der Verein MurauerInnen und das Regionalmanagement
Murau-Murtal.

(Frauen-)Netzwerke in der Region

Frauen, die sich im Rahmen ihres Ehrenamts im Bezirk Murau aktiv in die Gesellschaft einbringen, wünschen sich eine vereinsübergreifende, vernetzende Zusammenarbeit.
Wir möchten auf dieser Seite Vereine, Organisationen und Netzwerke vorstellen, die in der Region Murau wirken. Das Angebot reicht dabei von einer Unterstützung bei der Vereinsarbeit über die Persönlichkeitsbildung bis hin zur feministischen Stärkung und Begleitung.

ALLE INFORMATIONEN ZUM PROJEKT:

Das Team im Steirischen Volksbildungswerk berät Sie gerne hinsichtlich einer Teilnahme am Projekt – im Rahmen der Studie, der World Cafés und der Workshop-Reihe – unter T. 0316/32 10 20 oder office@volksbildung.at

Grußworte der Landesrätin

Die Pilotinitiative FRAUEN REGION EHRENAMT wird im Jahr 2022 in der Region Murau erstmalig durchgeführt. Es handelt sich dabei um ein Projekt des Steirischen Volksbildungswerkes im Auftrag des Landes Steiermark, Ressort Landesrätin Juliane Bogner-Strauß.

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„Frauen stärken heißt für uns in der Gleichstellungsstrategie des Landes, sie in ihren Führungsrollen wahrzunehmen, sie zu fördern und so Frauen zu animieren, Verantwortung für die Zukunft zu tragen. 

Das Projekt Frauen Region Ehrenamt macht genau das. 

Danke für dieses starke Zeichen!“

Landesrätin Mag.a Dr.in Juliane Bogner-Strauß